GaWC Research Bulletin 106

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This Research Bulletin has been published in A Scharenberg and O Schmidtke (eds) (2003) Das Ende der Politik? Globalisierung und der Strukturwandel des Politischen Münster: Westfälisches Dampfboot, pp. 254-276.

Please refer to the published version when quoting the paper.


(Z)

Globalisierung, Stadt und Politik

R. Keil und N. Brenner


Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist kaum zu übersehen, dass die Welt eine Neustrukturierung ihrer räumlich-politischen Ordnung erfährt, die sich mit den großen Zäsuren der Geschichte, wie dem Westfälischen Frieden oder der Russischen Revolution, vergleichen lässt. Während der "langen 90er Jahre" des 20. Jahrhunderts, zwischen dem Fall der Berliner Mauer am 09.11.1989 und der Zerstörung des World Trade Center in New York City und eines Teils des Pentagon in Washington am 11.09.2001, wurde die räumlich-politische Ordnung ganzer Kontinente völlig neu orientiert. Jahrzehntelang hatten die feindlichen Lager des Westens und des Ostens sich in doppelter Hegemonie von Moskau und Washington träge gegenübergelegen. Die so genannte Dritte Welt war in Stellvertreterkonflikten umkämpft, aber meist abseits vom Geschehen der Systemkonfrontation geparkt. Am Ende des Jahrhunderts hatte der Osten aufgehört zu existieren, der Westen (vor allem die USA) hatte sich als Sieger küren lassen. Die "Dritte Welt" hatte sich in mehr oder weniger kompatible kapitalistische Versatzstücke fragmentiert – auf der einen Seite die erfolgreichen Schwellenländer, auf der anderen die von Armut und AIDS verwüsteten Staaten Afrikas. Die territorialen und systemischen Spaltungen des 20. Jahrhunderts waren nun, wenn man den Zeitzeichen Glauben schenken mag, von neuen globalen Brüchen ersetzt worden. So verkündete George W. Bush nach den Anschlägen von New York und Washington, dass die Staaten der Welt nun in zwei Gruppen zerfielen: die eine sei "mit" den Amerikanern, die andere "gegen" sie. Die Außenposition zu dieser Binnendefinition ist der rechtslose und deterritorialisierte Raum des Terrorismus, gegen den nun ein allgegenwärtiger Krieg geführt wird. Doch nicht nur die politische Rechte reklamiert den Globus als Bezugsraum unter einer Herrschaft. Auch in der Linken gab es Anzeichen, dass sich die Blocklogik und Lagermentalität zu zersetzen begann, als Konzepte wie "Netzwerkgesellschaft" (Castells 1997) und "Empire" (Hardt/Negri 2000) die Diskussion zu bestimmen schienen.

Diese Verschiebungen in der geopolitischen Großwetterlage geben Anlass, auch über die Realitäten und Möglichkeiten politischer Strukturen und politischen Handelns neu nachzudenken. Wir möchten dies im vorliegenden Aufsatz zugespitzt auf die Problematik von Globalisierung, Stadt und Politik tun, verstanden als Ausdruck einer breiteren geografischen Reorganisation des Kapitalismus insgesamt in einer Reihe von räumlichen Dimensionen. Wir gehen dabei grob in den folgenden Schritten vor: Erstens skizzieren wir das sich wandelnde Verhältnis von Räumlichkeit und Globalisierung. Zweitens befassen wir uns spezifisch mit der Rolle von Städten im Globalisierungsprozess, wobei wir den so genannten Global Cities besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen. Drittens wenden wir uns dem veränderten Charakter und der geografischen Organisation von Politik und Staatlichkeit zu. In diesem Kontext schlagen wir vor, dass a) Nationalstaaten aktiv die Formation von Global Cities innerhalb ihrer Territorien betrieben haben und dass b) Nationalstaaten umgekehrt in bedeutender Weise sowohl funktional als auch territorial transformiert wurden, indem sie die Globalisierung der Urbanisierung unterstützten. Vor diesem Hintergrund enden wir mit einer Betrachtung der Politik des Widerstandes, des Protests und der städtischen sozialen Bewegungen in globalisierenden Städten und räumlich restrukturierten Nationalstaaten. In unseren Ausführungen stützen wir uns auf die Traditionen der städtischen politischen Ökonomie, der materialistischen Staatstheorie und der kritischen Raumtheorie, von denen wir denken, dass sie uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt den besten Einblick in die politischen Veränderungen ermöglichen. Insbesondere die Neuverräumlichung des politischen Lebens unter Bedingungen der Globalisierung interessiert uns hier: die Geografien der Politik werden umgeschmiedet, wobei Global Cities wesentliche Bedeutung für die Untersuchung zukommt, insofern sie "von oben" von staatlichen Institutionen (auch im lokalen Staat) aufgezwungen werden und "von unten" durch lokal eingebettete soziale Bewegungen in Frage gestellt werden.

Wir wollen uns nicht lange mit einer Definition von Globalisierung aufhalten, sondern voraussetzen, dass unter dem Begriff ein Bündel von vielfach dimensionierten, von mehreren Richtungen betriebenen, materiellen wie auch diskursiven Prozessen zu verstehen ist, durch das sich die weltumspannende Hegemonie des Kapitalismus in der gegenwärtigen Periode beschreiben lässt. Wir begreifen die Urbanisierung selbst als einen solchen Teilprozess (Kipfer/Keil 1995). Doch unabhängig davon, wie wir den Globalisierungsprozess letztlich definieren, können wir festhalten, dass dieser Prozess die Sozialwissenschaften vor tief greifende methodische Schwierigkeiten stellt, insbesondere – doch nicht ausschließlich – in Bezug auf die herkömmlichen Annahmen über die Räumlichkeit des sozialen, ökonomischen und politischen Lebens. Hier ist zunächst ein kurzer Exkurs zur gesellschaftstheoretischen Vernachlässigung des Raumes während großer Teile des 20. Jahrhunderts angezeigt.

POLITIK UND GESELLSCHAFT IM 20. JAHRHUNDERT: EINE GESCHICHTE OHNE RÄUME

In dem Bild "Die Rote Kavallerie" von Kasimir Malewitsch, das in den Jahren 1928-32 entstand, preschen zielbewusst rote Reiter über die russische Steppe. Unter ihnen breiten sich abstrakt gestreift die geologischen Ebenen der Geschichte aus, über ihnen ist nur der offene blaue Himmel. Bemerkenswert ist dabei, dass es sich hier um eine Darstellung revolutionärer Aktion handelt, in der das Ziel der Geschichte sowohl klar als auch bestimmend ist: die Befreiung der Menschen von der Geißel der Klassengesellschaft. Die Geografie hingegen bleibt Kulisse. Der Raum erscheint als leere Fläche, die von den geschichtlichen Taten zu füllen ist. Das 20. Jahrhundert glaubt an den Fortschritt. Raum wird von Zeit überwunden, irrelevant gemacht. Dass das Räumliche in seiner Bedeutung unterentwickelt oder gar verpönt bleibt, lässt sich auf zwei diametral entgegengesetzte, jedoch verknüpfte Bewegungen zurückführen: die Revolution und Konterrevolution auf Weltebene. Im modernen Systemkonflikt zwischen Kapitalismus und Kommunismus entsteht ein spezifischer Modernisierungsprozess, in dem die Geografie als Destillat der Geschichte erscheint (Buck-Morss 2000).

Die Metaphorik und Geografie der Revolution, die große Teile des 19. und 20. Jahrhunderts bestimmte (Marx 1973), kam in den meisten Fällen ohne Hinweise auf den Raum als problematische Instanz aus. Überliefert aus der Marx’schen Hegelkritik des 19. Jahrhunderts bleibt den forschrittlichen Intellektuellen und RevolutionärInnen des 20. Jahrhunderts der Raum suspekt als Domäne des Staates. Und tatsächlich: Die Wissenschaft des Raumes selbst kann ihre Ursprünge im Militärischen – jener heimlichen Seinserfüllung des Staates – nicht verleugnen (Lacoste 1990). Die Geschichte transportiert ihre Inhalte über mehr oder weniger undefinierte Geografien, deren Landschaften und Menschen buchstäblich von der Modernisierung überrollt werden (Berman 1988). In der Konkretisierung der russischen Revolution ist die zentrale Frage nach der Erfolgswahrscheinlichkeit des "Sozialismus in einem Lande" keine Raumfrage, sondern eine der historischen Bereitschaft des "schwächsten Kettengliedes des Imperialismus", die Herausforderungen des Übergangs aus der Klassengesellschaft zu bewerkstelligen.

Auf der anderen Seite der Geschichte des 20. Jahrhunderts überzog der Kapitalismus als "Weltsystem" in imperialistischer Form ganze Kontinente, jedoch auch hier unter dem Vorwand der Modernisierung und Kolonisierung – also geschichtlicher Prozesse. Doch der Nationalsozialismus in Deutschland stellt hier eine Besonderheit dar: Die Suche nach "Lebensraum" selbst wird zum Motiv geschichtlicher Bewegung. Das "tausendjährige Reich" beruht auf der Hinwendung nach Osten. Die Nazis machen die Ausbreitung Deutschlands zum Hauptaspekt ihrer politisch-militärischen Expansion (die Vernichtung von Menschen, Ländern und Landschaften bedeutet). In Christallers (1933; vgl. Rössler/Schleiermacher 1993) geopolitischer Theorie der zentralen Orte erhält die Ostkolonisierung ein Ordnungsprinzip. Raum als kritische Instanz von Gesellschaftstheorie und -praxis wurde durch den Nationalsozialismus auf mehreren Ebenen desavouiert: geopolitisch, raumpolitisch, stadtpolitisch, architektonisch, persönlich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg werden räumliche Denkweisen direkt in die Architektur der neuen Weltordnung eingebaut. Die Systemkonkurrenz schafft im Kalten Krieg relativ träge, unbewegliche Gebietskörper, die symbolisch und real durch Mauern und Grenzanlagen voneinander abgeschottet sind. Der relativen Unbeweglichkeit des Konstrukts der doppelten Hegemonie von UdSSR und USA steht die virulente anti-kolonialistische Welle der Revolutionen der Dritten Welt kontrastreich gegenüber. Diese zielen zwar ebenfalls auf Verräumlichung ihrer Forderungskataloge durch die Gründung selbstständiger Nationalstaaten, schließen jedoch potenziell eine permanente Revolutionierung des kolonialen und imperialistischen Staatensystems nicht aus.1 So lässt sich zusammenfassend behaupten, dass "Raum" als gesellschaftstheoretische Problematik entweder als Voraussetzung der kritischen Theorie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht wahrgenommen oder als Metapher der weltgeschichtlichen Erstarrung angesehen wurde. Seit den tektonischen Verwerfungen der auf die Schaffung neuer Lebenswelten zielenden gesellschaftlichen Veränderungen in westlichen Gesellschaften seit den 60er Jahren – Stichworte: Revolte und Krise des Fordismus – wird es zunehmend unmöglich, gesellschaftliche Zusammenhänge nicht-räumlich zu erklären und Strategien für gesellschaftliche Veränderung so zu entwerfen, als ob Raum selbst keine problematische Kategorie sei. Und es ist genau diese Verknüpfung von Analyse und Perspektive der Veränderung, die Theorie zur kritischen macht.

DIE WIEDERKEHR DES GEOGRAFISCHEN: RÄUME DER GLOBALISIERUNG

Zunächst schuf z.B die Durchsetzung der Humanökologie in weiten Bereichen der Soziologie und Geografie spezifische Vorbedingungen zur Wiedererweckung der kritischen Theorie von Raum und Gesellschaft, zunächst als Kritik der Raummetaphorik und später als kritische Raumtheorie. Für unsere Zwecke ist diese kritische Raumtheorie vor allem mit dem Werk Henri Lefebvres verbunden, der seit den 60er Jahren eine umfassende Denkweise über die Produktion des Raumes entwickelte. Raum rückt im Zusammenhang mit der sich rasch und umfassend verändernden Struktur fordistischer Gesellschaften seit den 70er Jahren ins Zentrum des sozialwissenschaftlichen Interesses. Die Krise des Neoimperialismus im Zusammenhang mit den anti-kolonialen Befreiungskriegen, dem Vietnamkrieg und der iranischen Revolution, der Aufstieg und Fall des Fordismus als stark verräumlichtes Akkumulationsregime, die Krise der Städte, die ökologische Problematik, die Identitätsdiskussion der Postmoderne und schließlich die Neu-skalierung von räumlichen und Naturverhältnissen im Zusammenhang mit der Globalisierung sind einige der Ansatzpunkte, die einen Bedeutungszuwachs des Räumlichen für das Verständnis kapitalistischer Gesellschaften belegen.

Durch die rasante Beschleunigung der Umstrukturierung der Nachkriegs-Weltordnung zu einer neuen internationalen Arbeitsteilung seit den 70er Jahren wurden die traditionellen Berührungsängste der kritischen Gesellschaftstheorie mit Raum als Kategorie zunehmend beseitigt. Zwar gab es weiterhin klare Abgrenzungen gegenüber jedwedem "räumlichen Determinismus" (Castells 1972), und der Versuch einer "nicht-räumlichen" Stadttheorie (Saunders 1981) zog einige Aufmerksamkeit auf sich. Doch die kritische Theorie in den Sozialwissenschaften erkannte verstärkt die Relevanz des Räumlichen für die Konstruktion und den Erhalt moderner kapitalistischer Gesellschaften. Die "Produktion des Raumes" (Lefebvre 1991) wurde zur vorherrschenden Metapher, mit der die wachsende Betonung räumlicher Problematiken sich durchzusetzen begann.

Diese Verschiebung ist für die Sozialwissenschaften von epochaler Bedeutung. Bisher waren die gesellschaftlichen Dynamiken vornehmlich durch die Linse eines "westfälischen" Modells des politischen Raumes betrachtet worden. Dieses Modell zeichnete sich vor allem durch zwei Eigenheiten aus: Erstens wurde Raum als Behälter angesehen. Durch diesen "methodologischen Territorialismus" wurden einerseits alle räumlichen Verhältnisse in unproblematischer Weise gesellschaftlichen Beziehungen untergeordnet; andererseits wurde aber auch der politische Raum des nationalen Staates problemlos als gegeben und grundsätzlich invariant vorausgesetzt. Raum wurde in diesem Sinne zweitens als "zeitlos" betrachtet, also fetischisiert anstatt in seiner historischen Veränderlichkeit anerkannt und zum Gegenstand der Forschung gemacht. John Agnew (1994) hat diese Konstellation von Annahmen als "territoriale Falle" bezeichnet, denn sie beschränkt unsere Fähigkeit, die politischen Dynamiken der räumlichen Restrukturierung in der gegenwärtigen Periode zu analysieren.

Tatsächlich ist es nämlich so, dass die "westfälischen" Annahmen nun von der letzten Runde kapitalistischer Umstrukturierung ernsthaft untergraben werden. David Harvey (1995, S. 5) hat diese Dynamiken folgendermaßen umschrieben:

"Meiner Auffassung nach ist eines der Dinge, die die Verwendung des Begriffes ‚Globalisierung‘ nun signalisiert, eine tief greifende geografische Neuorganisation des Kapitalismus. Diese macht viele der Annahmen über die ‚natürlichen’ geografischen Einheiten, in denen die Laufbahn des Kapitalismus sich entwickelt, immer weniger bedeutungsvoll (falls sie das jemals waren). Wir sehen uns daher mit einer historischen Chance konfrontiert, das Gewebe der Geografie des Kapitalismus und die Produktion des Raumes als konstitutives Moment zu erkennen, das der Dynamik der Kapitalakkumulation und des Klassenkampfes innewohnt (anstatt davon in Ableitung konstruiert zu sein)."

Zwei vorherrschende methodologische Antworten auf die Globalisierung können heute aus der nicht unbeträchtlichen sozialwissenschaftlichen Literatur zum Thema extrahiert werden: Erstens gibt es hier die eher orthodoxen "globalen territorialistischen" Ansätze, von denen sich zweitens die "Deterritorialisierungsansätze" unterscheiden lassen. Beide Ansätze enthalten dezidierte Annahmen über sowohl die Natur der kapitalistischen Räumlichkeit als auch die Natur der Staatsmacht in der gegenwärtigen Periode. Sehen wir sie uns im Einzelnen an.

Der globale territorialistische Ansatz, also die orthodoxe Antwort, macht folgende grundsätzliche Aussagen: In der Weltsystemtheorie wird die Globalisierung des Kapitalismus im Wesentlichen als kontinierliche Forsetzung der nationalen Logik begriffen (Wallerstein 1974). In ähnlicher Manier theoretisieren Roland Robertson (1992) mit seinem Ansatz der globalen kulturellen Erscheinungen und die "neo-realistische" Theorie internationaler Beziehungen die Welt als zunehmend geeintes System.

In diesen Ansätzen werden territorialistische oder "westfälische" Annahmen vom nationalen auf den globalen Maßstab extrapoliert. Raum wird hier immer noch als geschlossener, relativ zeitloser Behälter gesellschaftlicher Dynamiken konzeptionalisiert: Der Kapitalismus oder die Gesellschaft entfalten sich innerhalb des globalen territorialen Raumes, wobei der Raum selbst jedoch relativ fixiert und unverändert bleibt. Der (nationale) Staat behält seine Rolle als die wichtigste institutionelle Schnittstelle im Weltsystem.

Die Deterritorialisierungstheorien beantworten die Herausforderungen der Globalisierung hingegen mit einem Ansatz, der sich damit beschreiben lässt, dass er "das Kind mit dem Bade ausschüttet". Für diese Richtung stehen stellvertretend Manuel Castells mit seinem space of flows, Arun Appadurai mit seinen ethnoscapes, John Ruggie mit seinem Konzept des "postmodernen politischen Raumes", Michael Hardt und Antonio Negris Analyse vom "Empire" oder auch Kenichi Ohmae mit seinem Begriff der "grenzenlosen Welt". Diesen Ansätzen ist gemeinsam, dass das althergebrachte Behälterdenken aufgegeben wird. Raum wird demnach angeblich von der Globalisierung annihiliert, geschrumpft oder komprimiert, während Grenzen angesichts "hypermobiler" Formen von Kapital und anscheinender Deterritorialisierung von gesellschaftlichen Beziehungen an Bedeutung verlieren. In der Unfähigkeit diese Prozesse wahrzunehmen, gibt es erstaunliche Konvergenzen zwischen bestimmten linken oder sozialdemokratischen Interpretationen der Globalisierung und dem "ökonomischen Fatalismus" (Bourdieu) des Neoliberalismus: Beide entwickeln keinen zureichenden Begriff für die Neuformierung von Räumlichkeit und Staatlichkeit in der Regulierung globaler Prozesse. Politisch gänzlich unterschiedlich motiviert, entgeht ihnen gleichermaßen, wie neue Räumlichkeiten entstehen, um die territorialen Einheiten der kapitalistischen Gesellschaftsorganisation zu ersetzen: Flüsse, Netzwerke, Diasporas usw.

Diese beiden Ansätze zur Globalisierung erfassen die gegenwärtigen Restrukturierungsprozesse in einseitiger Art und Weise. Die global-territorialistischen Ansätze anerkennen die fortwährende Relevanz der Territorialität im Weltsystem, bedienen sich aber einer übermäßig statischen Konzeption der kapitalistischen Territorien. Ebenso liegt ihre Aufmerksamkeit zu einseitig auf den nationalen und globalen Dimensionen der territorialen (Re-) Organisation. Sie vernachlässigen dabei die zunehmend wichtigen sub- und supranationalen Dimensionen der sozio-politischen Interaktion. Die Deterritorialisierungsansätze hingegen entgehen zwar der "territorialen Falle" des westfälischen Modells des politischen Raumes, doch sie übertreiben das Ausmaß, in dem territoriale Formen der ökonomischen und politischen Organisation bereits überwunden sind. Daher können solche Ansätze nicht adäquat erklären, auf welche Weise die Territorialität von Stadtregionen, national-staatliche Institutionen und sozio-politische Identitäten gegenwärtig neu definiert und dimensioniert werden.

GLOBALISIERUNG ALS UNGLEICHE RE-TERRITORIALISIERUNG: STÄDTE, STAATEN UND DIE NEUE POLITISCHE ÖKONOMIE VON SCALE

"Was gemeinhin als Postfordismus bezeichnet wird, ist eine Serie von hoch umstrittenen, zutiefst widersprüchlichen und ausdifferenzierten Prozessen und Machtkämpfen, die sich oft um scale, um Kontrolle über bestimmte scales, den Inhalt bestimmter scales, die Konstruktion neuer scales und die Artikulation neuer scales drehen." (Swyngedouw 1997, S. 156)

Wie können wir also diesen methodologischen Problemen am besten begegnen? Wir schlagen vor, zu diesem Zweck Anleihen bei der jüngeren kritischen Geografie zu nehmen. Autoren wie David Harvey, Neil Smith, Erik Swyngedouw und andere betrachten Globalisierung als "geografischen Euphemismus" für eine zutiefst umstrittene Reorganisation und Reterritorialisierung der kapitalistischen Räumlichkeit und der Machtverhältnisse über eine ganze Spanne von räumlichen Dimensionen und institutionellen Orten durch das gesamte Weltsystem. Der Diskurs der Globalisierung verschiebt sich daher hin zu einer Befragung der ungleichen Dynamiken der De- und Reterritorialisierung der kapitalistischen Räumlichkeit und der Neudimensionierung (de- and re-scaling) unter Bedingungen einer anhaltenden kapitalistischen Krise. Globalisierung wird interpretiert als die geografische Erscheinungsform für verschiedene unkoordinierte Antworten – von Seiten des Kapitals, des Staates und verschiedener gesellschaftspolitisch Handelnder – auf die Krise der fordistisch-keynesianischen politischen Ordnung seit den 70er Jahren.

Unter dem Begriff der geografischen scale verstehen wir eine zentrale Restrukturierungsdimension innerhalb der vielgestaltigen Geografien des modernen Kapitalismus. Soziale Verhältnisse sind dergestalt "dimensioniert", dass sie in ein hierarchisches Gerüst territorialer Einheiten eingebettet sind, die sich von der globalen über die supranationale und nationale bis hinunter zur regionalen, städtischen, lokalen und schließlich körperlichen Dimension erstrecken. Diese und andere geografische Dimensionen sind soziologisch und politisch signifikant, insofern sie gesellschaftliche Schlüsselprozesse – wie Kapitalakkumulation, staatliche Regulierung, Verstädterung und politischer Kampf – kristallisieren und auf bestimmten Ebenen mit einer breiteren, vertikal strukturierten skalaren Dimension interagieren. Solche skalaren Hierarchien sind im Kapitalismus nie vorausgesetzt oder fixiert, sondern können während Perioden systemischer, kriseninduzierter Umstrukturierung bedeutend überarbeitet werden. In der gegenwärtigen Periode des neoliberalen Kapitalismus werden solche skalaren Hierarchien auf besonders dramatische Art und Weise transformiert. Die Sozialwissenschaft hat gerade erst begonnen, diese Verschiebungen zu entziffern (vgl. auch Brenner 2001; Swyngedouw 1997).

Auf dieser Basis wollen wir auf zwei Zusammenhänge hinweisen. Erstens stellt sich die Frage des Territorialstaates. Wir gehen davon aus, dass der Territorialstaat eine Schlüsselrolle als Agent, Vermittler, Arena und Ziel der De- und Reterritorialisierungsprozesse behält. Wie Leo Panitch (1994) betont hat, dreht sich die Globalisierung um die Reorganisation von Staaten, nicht um ihren Niedergang. Diese Reorganisation der Staatsmacht ist jedoch selbst von vielseitiger Neudimensionierung gekennzeichnet, insofern die geografische Dimension der Regulation selbst ein Schlüsselobjekt der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen geworden ist. Globalisierung lässt sich daher am besten als ein inhärent politisches Projekt beschreiben, das eng mit der Geopolitik des Neoliberalismus verknüpft ist, die die vorherrschende Antwort von Staaten auf die kapitalistische Krise auf globaler, nationaler, regionaler und städtischer Stufenleiter darstellt (Gill, Cox). Neue Formen marktvermittelter Governance werden von Staaten und politischen Institutionen auf allen Ebenen propagiert (Brenner/Theodore 2002). Daher muss der Staat, wie sehr er auch transformiert worden ist, weiterhin eine zentrale Position in jeglicher kritischen Kartierung der Geografie des zeitgenössischen Kapitalismus einnehmen.

Zweitens verweisen wir auf die Frage der Neudimensionierung, auf die Frage der scale. Der geografische Maßstab des sozialen Lebens ist bereits seit geraumer Zeit ein implizites Thema in der kritischen geografischen politischen Ökonomie. Wie Henri Lefebvre in seinem Buch De l’Etat bereits 1976 (S. 67) betonte, "fügt sich heute die Frage der Dimensionierung von Beginn an – am Fundament, also der Analyse von Texten und der Interpretation von Ereignissen – ein". Im Laufe des letzten Jahrzehnts setzte sich diese Erkenntnis immer deutlicher durch. Dabei wurden eine Reihe von neuen "skalaren" Methodologien entwickelt, um die neu entstehenden Geografien politischer Macht, von Kämpfen und Widerständen im gesamten Weltsystem, zu analysieren. Wir möchten hier nur vier der Hauptannahmen nennen, die zumeist gemacht werden: Scales – von den städtischen und regionalen zu den nationalen und globalen – sind nicht vorgegeben, sondern werden sozial produziert und sind historisch veränderlich. Ebenso ist jede geografische Dimension ein Prozess und kein Ding: Prozesse der Dimensionierung enthalten die Territorialisierung von gesellschaftlichen Verhältnissen auf einer bestimmten geografischen Ebene (Globalisierung, Nationalisierung, Regionalisierung, Urbanisierung als Dimensionierung verschiedener Prozesse). Auch sind scales relational: Die Bedeutung und Funktion jeder einzelnen Dimension hängt wesentlich von den Verbindungen und Beziehungen zu anderen Dimensionen innerhalb einer breiteren Hierarchie von scales ab. Und schließlich ist die Organisation von Dimensionen sozial und politisch umstritten, vor allem in Zeiten fortwährender kapitalistischer Krise.

Die gegenwärtigen Debatten über die Bedeutung der Neudimensionierung lassen sich in den Worten des Geografen Jamie Peck (2000) als "Kater nach der Globalisierungsparty" bezeichnen. Die im Rausch dieser Party getroffenen ersten Einschätzungen müssen jetzt korrigiert werden; wir müssen unsere Aufmerksamkeit im Besonderen den sich wandelnden Beziehungen zwischen Städten, Regionen, Staaten, kontinentalen Blöcken und der Weltökonomie zuwenden. Aus der Sicht einer Neubestimmung politischer Sachzwänge und Möglichkeiten müssen hier noch andere scales der menschlichen Existenz hinzugefügt werden, wie etwa der Stadtteil, die Community, der Haushalt oder der Körper (Harvey 1998). Wir werden uns jedoch im Folgenden zumeist auf die Politik des Städtischen beschränken; aus dieser Perspektive können scales als Hauptachsen der geografischen Differenzierung, Reterritorialisierung und sozio-institutionellen Restrukturierung betrachtet werden. Wir haben es hier schließlich mit der Produktion und Regulation von ungleicher Entwicklung unter Bedingungen der Globalisierung zu tun. Es ist daher möglich von einer politics of scale zu sprechen, was sich (nicht ganz deckungsgleich) mit Politik der Neudimensionierung bzw. Politik des Maßstabs ins Deutsche übertragen lässt. Dieser Begriff bezeichnet die politischen Auseinandersetzungen zwischen Klassen, Klassenfragmenten und sozio-politischen Institutionen an einer Reihe von strategischen Orten über die neuen Dimensionen und Muster, welche die nationalen Ökonomien, Gesellschaften und Staaten der fordistischen Epoche verändern und rekonfigurieren. Diese Politik und die Prozesse der Neudimensionierung selbst müssen daher als wichtige geografische Form angesehen werden, in der sich die kapitalistische Globalisierung derzeit entfaltet.

Obwohl dieser Prozess sehr vielgestaltig erscheint, lassen sich zwei ihm innewohnende Momente unterscheiden. Erstens ist da das Moment der Deterritorialisierung. Globalisierung beinhaltet nicht das "Ende des Territoriums" (Badie 1995), sondern eher die Relativierung der vorherrschenden Rolle des nationalen Maßstabs der politischen und ökonomischen Organisation unter der fordistisch-keynesianischen Ordnung. Zweitens sprechen wir vom Moment der Reterritorialisierung. Dabei handelt es sich um die Neudefinition der Formen und Funktionen existierender scales poltischer und ökonomischer Organisation und der Produktion von neuen (sub- und supranationalen) Dimensionen gesellschaftspolitischer Interaktion.

Städte und Staaten spielen Schlüsselrollen in diesen Prozessen der Deterritorialisierung und Reterritorialisierung. Sie dienen als Hauptarenen, wo sich solche Prozesse entfalten, aber auch als wichtige Agenten, welche die spezifische politisch-ökonomische Form begründen, in der diese Prozesse artikuliert werden, und insbesondere als institutionelle Orte, in denen die sozialen Alltagsinhalte ausgekämpft werden.

Ein wichtiges Anliegen unserer jüngsten Arbeiten war die Untersuchung, auf welche Arten Staaten und Städte unter dem gegenwärtigen Kapitalismus rekonfiguriert worden sind, sowohl in Beziehung auf umfassende geo-ökonomische Trends als auch in Beziehung zueinander (Keil 1998a+b, 2000a; Brenner 1998, 1999). Im Rahmen dieses Aufsatzes beschäftigen wir uns mit verschiedenen Dimensionen des politischen Restrukturierungsprozesses in Großstadtregionen. Daher wenden wir uns nun einer spezifischen Schnittstelle der Neudimensionierung zu, dem Städtischen, und hier insbesondere den Prozessen der Formation von Global Cities. Eine Untersuchung von Global Cities gibt uns nicht nur die Mittel an die Hand, die spezifischen Alltagsformen zu untersuchen, in denen Prozesse der De- und Reterritorialisierung artikuliert werden und umkämpft sind. Sie erlaubt auch eine interessante Perspektive auf die zentrale Frage, der dieser Band gewidmet ist: Wie das politische Leben durch gegenwärtige Prozesse der geo-ökonomischen Restrukturierung transformiert wird.

WELTSTADTTHEORIE UND STÄDTISCHE POLITIK

Forschung über Global Cities bzw. "Weltstädte" ist ein Bündel von theoretischen, konzeptionellen und empirischen Arbeiten, die sich mit der Entstehung von urbanen Knotenpunkten im globalisierten Kapitalismus befassen. Vornehmlich geht es dabei um die räumliche Konzentration von ökonomischen Steuerungsfunktionen der globalen Ökonomie in einer Reihe von Global Cities (Friedmann/Wolff 1982; Friedmann 1995; Sassen 1991, 1995). Seit der ursprünglichen Formulierung der "Weltstadthypothese" durch Cohen (1981) und Friedmann/Wolff (1982) hat sich die Literatur zu Global Cities als ein wichtiger Bezugsrahmen für kritische Stadtforschung und sogar für Globalisierungsforschung insgesamt etabliert (Knox/Taylor 1995; Hitz u.a. 1995). Obwohl hier einiges Augenmerk auf den sozialen, kulturellen, politischen und ökologischen Aspekten der Weltstadtformation liegt, handelt es sich hier vorrangig um einen ökonom(ist)ischen Diskurs.2 Die Betonung der meisten Studien liegt auf der Vernetzung der lokalen mit der globalen Ökonomie und mit dem nationalen Staat; der Schwerpunkt liegt auf dem, was Sassen (1998, S. XXIII) "die Praxis der globalen Steuerung" genannt hat, also "die Arbeit der Produktion und Reproduktion der Organisation und des Managements des globalen Produktionssystems und eines globalen Finanzmarktes, beides unter Bedingungen ökonomischer Konzentration". Sassen setzt voraus, dass spezifische Orte für das Funktionieren der Weltökonomie wichtig sind. Ihre These lautet, dass in der Stadt neuartige Forderungen gestellt und damit ortsgebundene Anrechte und, im radikaleren Sinne, Bürgerrechte begründet werden. Sie nennt die Global City einen "strategischen Ort für entmächtigte Akteure, denn sie ermöglicht es ihnen Präsenz zu erreichen, als Subjekte hervorzutreten, auch wenn sie nicht direkt an die Macht gelangen" (ebd., S. XXI). Während Sassen jedoch die Rolle der Politik für die neuen Subjekte der Global City erörtert und wichtige Verbindungen zu Diskursen über Identität und Citizenship herstellt, zieht sie keine Verbindung zwischen diesen – subalternen – Politikformen und der Praxis der globalen Steuerung.

Die neue Literatur zur "politics of scale" operiert zwar fast ausschließlich in einem theoretischen und empirischen Raum, wo städtischer Aktivismus und städtische soziale Bewegungen unsichtbar sind, doch sie hat unser Verständnis der Einwirkung von staatlichen Politiken und Strategien auf die Formation von Global Cities enorm verbessert (Brenner 1997, 1998, 1999, 2000; Swyngedouw 2000). Anstatt die Stadt von anderen Dimensionen staatlichen Handelns zu trennen, hat diese Literatur gezeigt, wie städtische Politik in eine vielfach dimensionierte Hierarchie von nationalen und supranationalen Staatsprojekten und -strategien eingebettet ist. In ähnlicher Weise haben Susan Clarke und Gary Gaile in ihrer Untersuchung über "die Arbeit von Städten" im Zeitalter der Globalisierung gefordert, das Bürgerrecht – und damit die Ansprüche der lokalen Zivilgesellschaft – in den Fokus unserer Aufmerksamkeit zu rücken, anstatt lediglich städtische Regierungen und Institutionen auf die neuen Bedingungen des Weltmarktes auszurichten. Lokalitäten seien die "Arenen für die Rekonstruktion der Globalisierung und das Neuerfinden von Bürgerrechten" (Clarke/Gaile 1998, S. 214).

Eine wichtige Frage ist die nach dem Verhältnis zwischen der entstehenden Hierarchie der Global Cities und der Geografie der staatlichen Territorien, auf die sie projiziert wird. Wie bereits angedeutet, wird der Nationalstaat nicht lediglich einfach "ausgehöhlt", sondern spielt selbst eine wichtige Rolle in gegenwärtigen Globalisierungsprozessen. Gleichzeitig werden jedoch andere staatliche Ebenen in den Globalisierungsprozess aktiv mit einbezogen; eine Entwicklung, die wir an anderer Stelle damit beschrieben haben, dass Globalisierung "Staat macht", d.h. im Doppelsinn sich aufplustert und neue staatliche Institutionen schafft (Keil 1998). Da Staaten nicht einfach zerfallen oder verschwinden, bleiben Global Cities in vielfacher Hinsicht in ihrem jeweiligen nationalstaatlichen Zusammenhang verhaftet. Auch wenn Stadtregionen heute nationale Ökonomien als optimale geografische Einheiten für die Kapitalakkumulation abzulösen scheinen, kann die Geografie des postfordistischen Kapitalismus nicht auf die Hierarchie der globalen Netzknoten, der regionalen Ökonomien und zwischenstädtischen Netzwerke sowie marginalisierten oder ausgegrenzten peripheren Zonen reduziert werden. Braudel (1984, S. 39) hat die Weltökonomie als "Puzzle" beschrieben, das aus vielfältigen Formen territorialer Organisation wie Städten, Staaten, quasi-Staaten, Großmächten, Märkten, Zentren, Peripherien etc. besteht. Dies ist für die Geografie des gegenwärtigen Kapitalismus nicht anders als es im Mittelalter und der frühen Neuzeit war, mit denen sich Braudel befasste. Wir würden dem hinzufügen, dass die gegenwärtige Runde der Globalisierung die territoriale Organisation von Staaten rekonfiguriert, d.h. dass das Puzzle neu geordnet wird. Es wäre nicht richtig zu behaupten, dass ein stadt-zentrierter globaler Kapitalismus entsteht, der außerhalb oder oberhalb der staatlichen Territorialität operiert. Staaten werden im Zusammenhang mit Prozessen der Weltstadtformation re-dimensioniert und re-territorialisiert und die daraus entstehenden "glokalisierten" Konfigurationen staatlicher territorialer Organisation operieren gleichzeitig als Agenten und Orte des Globalisierungsprozesses. Städte sind gleichermaßen Standorte für die globalisierte Kapitalakkumulation und organisatorisch-administrative Ebenen territorialer Staaten. Als Knotenpunkte in den globalen Flüssen fungieren Städte als Standorte der Produktion von Waren und Dienstleistungen, als Steuerzentren wirken sie über zwischenstädtische, zwischenstaatliche und globale Kapitalkreisläufe, und als Ort des Austausches bezeichnen sie Standorte innerhalb lokaler, regionaler, nationaler und globaler Märkte. Als Koordinatenpunkte von staatlicher territorialer Macht sind Städte regulativ-institutionelle Ebenen innerhalb bestimmter staatlicher Organisationshierarchien. Der Begriff "Koordinaten" soll nicht nur das Eingebettet-Sein von Städten innerhalb der territorialen Matrix des Staates bedeuten, sondern auch ihre sich wandelnden strukturellen Positionen innerhalb der vielfältigen, sich überlappenden regulativen Netzwerke, durch die staatliche Macht auf verschiedenen räumlichen scales konfiguriert ist. Diese Koordinaten mögen auf verschiedene Weise miteinander verbunden sein, z.B. durch rechtlich-konstitutionelle Bestimmungen, durch finanzielle Abhängigkeiten, Arbeitsteilung in der Verwaltung und Hierarchien von Steuerfunktionen. Diese Dimension ist insbesondere in der Literatur über den lokalen Staat behandelt worden.

Von diesem Standpunkt aus lässt sich behaupten, dass Städte und Staaten weiterhin als grundlegende Formen der Territorialisierung für das Kapital operieren, auch wenn diese Rolle nicht länger primär an die national konfigurierten Muster der Urbanisierung und die national ausgerichteten Strategien der Steuerung gebunden ist. Seit der Krise des nordatlantischen Fordismus in den frühen 70er Jahren wurden neue sub- und supranationale Verstädterungsmuster und Regulationsmodi konsolidiert. In diesem Kontext lässt sich von einer "Relativierung räumlicher Hierarchien" (Jessop 1998) sprechen. Lokale Staaten in den Global Cities sind daher nicht bloß kleinere Versionen von nationalen Staaten, sondern erfüllen eine besondere Funktion in der multidimensionierten Reorganisation des Territoriums in der Globalisierung. Der De- und Reterritorialisierungsprozess vollzieht sich nie einseitig von oben herab – er fällt nicht wie Regen auf das Territorium. Die Form seiner Entfaltung wird nicht nur von politischen Vermittlungsinstitutionen geprägt, sondern auch von sozialen Bewegungen, die sich um das städtische Alltagsleben herum organisieren. Daher muss jede Untersuchung von Global Cities als Orte für neue Politik nicht nur die breitere Neudimensionierung von Nationalstaaten untersuchen, in die diese Städte eingebettet sind, sondern auch die sozialen Dynamiken, die "auf dem Boden", in der Sphäre des Alltagslebens angesiedelt sind, als soziale Bewegungen, die damit kämpfen, sich an einen unsicheren, wechselhaften und schnell wandelbaren polit-ökonomischen Kontext anzupassen. In den verbleibenden Abschnitten unseres Beitrages beleuchten wir anhand von, wie wir denken, repräsentativen Beispielen die Restrukturierung von regional- und lokalstaatlichen Arrangements ausgewählter Global Cities und widmen uns kurz der Rolle von städtischen sozialen Bewegungen im städtischen Globalisierungsprozess.

GLOBAL CITIES UND DIE NEUDIMENSIONIERUNG VON STAATLICHKEIT

Ein wichtiges Thema in der Neudimensionierung der Politik in der Weltstadt ist die Restrukturierung staatlicher Institutionen. Wir unterscheiden hier zwei Arten von institutioneller Veränderung: Einerseits verändern sich die innerstaatlichen Beziehungen, insbesondere zwischen der nationalen und den verschiedenen subnationalen staatlichen Ebenen. Andererseits werden lokale Staaten und regionale Regierungsinstitutionen den veränderten Wettbewerbsbedingungen im globalen Kapitalismus angepasst. Dies kann die Neudimensionierung staatlicher Funktionen auf einer ganzen Reihe von Ebenen – sublokal, lokal, regional – zur Folge haben. Es ist hier eine komplexe sozialräumliche Dialektik am Werk: Die Neudimensionierung operiert gleichzeitig als Resultat kriseninduzierter ökonomischer Restrukturierung auf der städtischen und regionalen Ebene und als Medium verschiedener Formen der vom Staat betriebenen wirtschaftlichen Neubelebung und Reindustrialisierung, die sich auf neue Formen staatlich-räumlicher Selektivität in Großstadtregionen gründet. Es kristallisieren sich neue Geografien städtischer Governance an der multiskalaren Schnittstelle zwischen Prozessen der städtischen Restrukturierung und staatlicher territorialer Restrukturierung heraus. Die gegenwärtigen Dilemmata und Widersprüche der städtischen Governance müssen daher in den verschiedenen räumlichen Dimensionen untersucht werden, in denen diese miteinander verschränkten Prozesse der Reterritorialisierung interagieren.

Das Verhältnis des nationalen Staates zu den entstehenden Global-City-Regionen stellt sich i.d.R. als ökonomische Spaltung dar, wodurch sich die zentrale Frage stellt, wie dieses Verhältnis politisch reguliert wird. Großbritannien ist zweifellos das dramatischste europäische Beispiel dieser Spaltung, und ein Großteil der politischen territorialen Regulation des Landes seit den 70er Jahren hatte sich mit dieser Entwicklung auseinander zu setzen. Englands Südosten als Global-City-Region gründet sich vornehmlich auf eine nach außen gerichtete und von außen genährte Wirtschaft, die nur wenige Verbindungen mit der weiterhin krisenhaften Region des englischen Nordens hat. Während der 90er Jahre blieb die Weltstadtformation in der Hauptstadt eine Priorität nationaler Regierungen unabhängig davon, ob Tories oder Labour an der Macht waren.

In Deutschland, wo im Gegensatz zum zentralisierten System Großbritanniens eine föderale Struktur und multizentrale Städtehierarchie (Frankfurt a.M., Hamburg, München, Berlin und das Ruhrgebiet) besteht, hat sich der Bund nicht strategisch auf eine einzige Stadtregion kaprizieren können. Die kombinierte Standortpolitik bezüglich Bundesbank und europäischer Zentralbank privilegiert zwar z.T. Frankfurt, und Berlin profitiert vom neu gewonnen Hauptstadtstatus, aber München oder auch Stuttgart kommen in den Genuss von starker Förderung ihrer Länder Bayern und Baden-Württemberg. Zudem unterscheiden sich die deutschen Stadtregionen vom Fall London dadurch, dass diese noch wichtige Artikulationsfunktionen mit national und regional abhängigen Industrien wahrnehmen. Die Weltstadtformation in Frankfurt z.B. hat daher eine Spirale von Konflikten über Verwaltungsorganisation, Lebensbedingungen, Transit, Wachstum und Ökologie mit Städten und Gemeinden in der ganzen Rhein-Main-Region hervorgerufen.

Im dritten europäischen Beispiel, den Niederlanden, treffen wir auf eine weitere Variante der Territorialpolitik der Weltstadtformation. Trotz andauerdernder subnationaler territorialer Konflikte wurde dort während der 80er Jahre die Weltstadtformation in der Randstad ein nahezu unbestrittenes Ziel der nationalen Wirtschaftspolitik. Diese Politik der nationalen Wachstumskoalition schloss solche ‚städtischen’ Aspekte ein wie etwa die Umpolung der Städte von Anbietern wohlfahrtsstaatlicher Dienstleistungen zu Speerspitzen wirtschaftlichen Wandels. Sie lässt sich daher mit der zentralisierten englischen urban policy vergleichen. Ähnlich wie in Frankfurt jedoch führte diese Politik allerdings zu Konflikten innerhalb der Weltstadtregion zwischen verschiedenen Verwaltungseinheiten, zwischen Stadtkern und Vorstädten sowie verschiedenen Klassenfragmenten und sozialräumlichen Allianzen (Brenner 1998, 1999; Hitz u.a. 1995).

In Nordamerika gibt es eine lautstarke und lebhafte Debatte über einen so genannten ‚Neuen Regionalismus’, der die Rolle der Stadtregionen im nationalen (und globalen) Städtesystem und die Rolle der verschiedenen städtischen Regierungsebenen innnerhalb von Stadtregionen zum Gegenstand hat (Brenner 2002). In den USA lässt sich trotz der überwältigenden Dominanz von New York City als der Hauptstadt des Weltkapitalismus kaum von einer zentralisierten Global-City-Strategie sprechen. Doch gibt es eindeutig strukturelle Entwicklungspolitiken, die langfristig die regionale Dominanz der US-amerikanischen Global Cities New York, Chicago und Los Angeles begründeten (Abu-Lughod 1999). Interessanterweise ist jedoch der Kampf um territoriale Grenzen und Gebietskörperschaften innerhalb von Stadtregionen in den USA voll entbrannt. In Los Angeles bspw. versuchten in den letzten Jahren einerseits konservative Bewegungen und Bürgerinitiativen eine Sezession bestimmter Stadtteile von der Kernstadt herbeizuführen (bisher erfolglos, siehe Boudreau/Keil 2001; Keil 2000). Andererseits bemühen sich ökologische und sozialreformerische Gruppen, in dieser internationalisierten Metropole ein stadtregionales Governance-System zu fördern, um die Folgen des urban sprawl zu kontrollieren und zu minimieren (Wolch/Pastor/Dreier i.E.).

In Kanada ist hingegen eine lebhafte Debatte zum Verhältnis des nationalen Föderalstaates zu den Provinzen und Städten entbrannt. Obwohl die Bundesregierung Kanadas zuweilen Lippenbekenntnisse zur finanziellen Unterstützung der primären Global City des Landes, Toronto, abgibt, hat sich bisher keine bundesweite Politik in dieser Richtung herauskristallisiert. Unterdessen verfolgte die Provinzregierung von Ontario, die verfassungsmäßig für die Kommunen zuständig ist, während der 90er Jahre eine aggressive Politik zur Rekonfiguration und Neudimensionierung des lokalen Staates in der Großregion Toronto. 1997 wurde aus sieben lokalen Regierungen eine "amalgamierte" Großstadt von 2,5 Millionen EinwohnerInnen geschaffen; diese Maßnahme wurde von vielen gesellschaftlichen Gruppen und sozialen Bewegungen bekämpft, weil sie als undemokratisch in der Praxis und neoliberal in der Intention angesehen wurde und von einer Devolution staatlicher Funktionen zu Ungunsten der städtischen Ebene begleitet war. Seit dieser einseitig von oben veranlassten Neudimensionierung der Global-City-Region in Toronto gibt es weiterhin eine Debatte um eine Stärkung der Position Torontos in der kanadischen Staatsarchitektur, um eine bessere Vermittlung zentraler und suburbaner Interessen in der Region und um die sozialstaatlichen Leistungen der verschiedenen Regierungsebenen in einer Stadtregion, die zunehmend multikulturell und sozial polarisiert sowie von einer Reihe von sozio-ökonomischen Problemlagen gekennzeichnet ist (Keil 2000, 2002; Keil/Young i.E.; Keil/Kipfer i.E.).

Sowohl in den europäischen als auch in den nordamerikanischen Fällen waren die einzelnen Global Cities Gegenstand staatlicher Strategien und Projekte, die zu Neudimensionierungen der staatlichen Architektur führten. Doch diese staatlichen Strategien waren begleitet, wurden bekämpft und teilweise hervorgerufen von städtischen sozialen Bewegungen. Sowohl Staaten als auch Bewegungen sind Akteure in einem politischen Kampf, der um die Bedingungen einer zweifachen Integrationsleistung der Stadtregion geführt wird: die externe Integration der Global City in die Weltökonomie und die interne Integration der vielgestaltigen städtischen Gesellschaft.

GLOBAL CITIES UND STÄDTISCHE SOZIALE BEWEGUNGEN

"In the globalized city, while interrelations between social, economic and cultural dimensions of life are becoming more integrated, actors and systems of action are increasingly difficult to align. Institutions are facing crises due to their incapacity to embrace all the conflictual interactions they create in their response to the diversity of social demands. Actors and systems appear to be in a state of flux and non-correspondence. At the same time movements are torn between the defense of identity and the pragmatism of compromises commanded by the pursuit of their instrumental finalities." (Hamel u.a. 2001, S. 15)

Insgesamt hat sich die Literatur über Global Cities und globalisierende Urbanisierung nicht sonderlich mit städtischer Politik im Allgemeinen und städtischen sozialen Bewegungen (SSBen) im Besonderen beschäftigt.3 Überraschenderweise ist in dieser Literatur bisher recht wenig über Herausforderungen an die Praxis der globalen Steuerung gesagt worden, die von den BewohnerInnen der Global City in politischen, sozialen, ökologischen und kulturellen Bereichen formuliert wurden. In der Weltstadtliteratur finden sich nur wenige explizite Hinweise auf die Rolle von sozialen Bewegungen in der Formation der Global City (Keil 1993, Kap. 8; Kipfer 1998; Schmid 1998; vgl. auch den Beitrag von Margit Mayer in diesem Band)4. Die weit gehende Abwesenheit von städtischem Aktivismus und städtischen sozialen Bewegungen im Bild der Weltstadtformation war teilweise ein Übersehen (wenn AutorInnen diesen Prozess aus hauptsächlich makro-ökonomischer, eher globaler Perspektive betrachteten); doch zu einem gewissen Grad war dies der absichtlichen Auslassung geschuldet, wenn AutorInnen schlicht jede Relevanz von lokalpolitischen Prozessen sowie Aktivitäten im Bewegungsmilieu für den Prozess der globalisierten Urbanisierung bestritten. Lokaler Aktivismus wird im Zuge der von der Globalisierung induzierten urbanen Restrukturierung zuweilen als irrelevant oder reaktiv anstatt als beteiligt und proaktiv dargestellt. Während frühere "Krisen der Stadt" mit hoher sozialer Mobilisierung einhergingen, behaupten nun manche, dass Widerstand gegen das (und Alternativen zum) Modell der globalisierten Urbanisierung kaum Wirkung zeigen und dass SSBen irgendwie verschwunden seien (Pickvance 1995). Dieser Eindruck ist freilich durch die ungebremste Erfolgswelle gestärkt worden, auf der viele Global Cities seit einiger Zeit zu reiten scheinen. Diese Welle wurde von einer als fundamental empfundenen Verschiebung des politischen Klimas von liberal/progressiv zu neoliberal/konservativ begleitet. Die Expansion von weltstädtischen Ökonomien erschien größtenteils als unaufhaltsam und ohne Grenzen (Keil 2000). Diese Entwicklung deckte sich mit dem Wiedererstarken von Stadtentwicklungspolitik, die sich erneut von den sozialen und ökologischen Belangen distanzierte, welche durch die sozialen Kämpfe der 80er Jahre – etwa durch Hausbesetzungen, Kulturzentren etc. – in das Zentrum dieser Politik getragen worden waren. Kurz: Eine Kombination von siegreichem Neoliberalismus und marginalisiertem Widerstaänden schien die städtische Politik der letzten Dekade zu kennzeichnen.

Trotz des ursprünglichen Schweigens eines Großteils der Global-Cities-Literatur zur Politik der Stadt und der sozialen Bewegungen im Globalisierungsprozess gibt es nun zunehmend Studien zur Rolle von sozialen Bewegungen in der Weltstadtformation. Es lassen sich hier vier Positionen unterscheiden. Einige Autoren, die von Henri Lefebvre und der Regulationsschule beeinflusst sind, haben die Frage des "Rechts auf die Stadt" in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen gestellt. Christian Schmid formuliert so bspw.: "Lefebvre folgend sind die heutigen Städte das Produkt zweier urbaner Strategien: einerseits der Strategie, nach der die Städte in Zentren der Entscheidungsfindung und der Kontrolle verwandelt werden. Andererseits der Strategie, die Stadt in einen Ort zu verwandeln, wo aller Reichtum, alle Kreativität und Möglichkeiten der städtischen Gesellschaft zusammenkommen und von den Menschen angeeignet werden" (Schmid 1998, S. 224; vgl. Hitz u.a. 1995). Die Widersprüchlichkeit des Alltagslebens wird selbst zur Voraussetzung dafür, dass die Global City zum Zentrum neuer Formen der Urbanität und der Bewegungskultur wird (Kipfer 1998, S. 178). Mit diesem Ansatz kompatibel ist eine gramscianische Interpretation der städtischen Hegemonie/Subalternität (Kipfer 2002) und die Theorie des städtischen Alltagslebens als wichtigem Ort der urbanen Kämpfe (SpaceLab 2000; Keil 2002).

In der Tradition der Theorie der (neuen) sozialen Bewegungen findet sich ein weiterer Ansatz zum Verständnis der Rolle von Bewegungen in der Globalisierung der Städte. Stellvertretend seien hier Hamel/Lustiger-Thaler/Mayer (2001, S. 7; vgl. auch Mayer in diesem Band) mit einer aktuellen Einschätzung zitiert:

"Wir können zumindest drei verschiedene Arten von Kämpfen unterscheiden, die die Konturen des Bewegungsterrains in der globalisierten Stadt umschreiben: solche, die sich um die Kosten herum organisieren, die mit dem Streben der Städte nach der Spitze der globalen Hierarchie zusammenhängen; jene, die mit dem neuen Phänomen des städtischen Zerfalls und der Marginalität befasst sind und sich zunehmend in der Form routinisierter Zusammenarbeit mit dem lokalen Staat und durch die Verschiedenheit von Revitalisierungs- und/oder Wirtschaftsentwicklungsprogrammen vermittelt darstellen; und schließlich solche, die die Erosion des lokalen Wohlfahrtsstaates widerspiegeln."

Weiterhin gibt es jene, die eine Interpretation des Politischen in der Global City aus der veränderten politischen Ökonomie herleiten. Sassen z.B sieht die Global City als "Nexus für neue politisch-ökonomische Ausrichtungen". Aus dieser Situation schließt sie auf eine Vielzahl neuer Arten von Politik der Identität, der Kultur, des Schutzes von Migrantenrechten usw. Sie konstatiert auf dieser Basis eine "Fragmentierung des Politischen", auch wenn die neuen Akteure der Global City den subalternen Kräften eine neue strategische Position verschaffen: "Die verknüpfte Präsenz der Konzernmacht und der unterprivilegierten Menschen haben Städte in ein umstrittenes Terrain verwandelt. Die Global City konzentriert Verschiedenheit. Ihren Räumen ist die dominante Unternehmenskultur eingeschrieben, aber auch die Vielgestaltigkeit von anderen Kulturen und Identitäten, vor allem durch die Einwanderung" (Sassen 1998, S. 196f.).

Schließlich hat sich eine Literatur über städtische Citizenship entwickelt, die in der Global City die Instanz einer neuen Staatsbürgerschaft diskutiert (Isin 2000; Dikec/Gilbert 2002). Verwandt hiermit sind Arbeiten, die die Formulierung neuer staatsbürgerschaftlicher Forderungen an die Leistungen sozialer Bewegungsstrukturen durch radikale Pädagogik und Basismobilisierung in großen, internationalen städtischen Gemeinden knüpfen (Conway 2000). In diesen Ansätzen wird SSBen eine fortdauernde und wichtige Präsenz im Prozess der Globalisierung von Städten zugestanden und betont, dass diese wesentlich an der Definition des lokalen Raumes beteiligt sind, in dem globale Akteure sich bewegen. Progressive SSBen stellen sich den Herausforderungen der Globalisierung unter Beibehaltung und teilweise sogar Ausdehnung ihrer fundamentalen Forderungen in Bereichen wie soziale und Umweltgerechtigkeit, Demokratisierung und Bürgerrechte. Doch nicht aller städtischer Aktivismus ist progressiv in dem Sinne, wie die SSBen der 60er und 70er Jahre dargestellt wurden (Fainstein/Hirst 1995). Im Zuge der (Rück-) Eroberung der Stadt als ihr "natürliches" Territorium durch die politische Rechte und die Mittelklassen auch in Nordamerika reagieren konservative soziale Bewegungen auf die Herausforderungen der Neuordnung von urbaner Politik, indem sie lokale Räume sozial und kulturell restriktiver sowie wirtschaflich erfolgreicher gestalten wollen (Beauregard 1999; Keil 2000; Boudreau/Keil 2000).

Margit Mayer (1999, S. 209) stellt fest, dass gegenwärtige städtische Bewegungen im Gegensatz zu den Bewegungen vergangener Jahrzehnte viel "heterogener, fragmentierter, sogar polarisierter [sind] und zunehmend widersprüchliche Rollen" spielen. Sie betont die städtische Restrukturierung und veränderten politischen Orientierungen in Städten als Gründe für die Entstehung neuer Konfliktlinien für heutige SSBen. Mayer unterscheidet zwei Arten von SSBen: solche, die gegen bestimmte Stadtentwicklungsprojekte eintreten, und jene, welche die neuerdings Marginalisierten organisieren (ebd., S. 215). Während sie ihre Analyse auf die Literatur über die ökonomischen und politischen Restrukturierungen in den Städten stützt, kritisiert Mayer diese zugleich wegen ihrer Kurzsichtigkeit gegenüber den sozialen Bewegungen, die in diesem Prozess entstehen und aktiv sind. Sie konstatiert zwar Gemeinsamkeiten, sieht aber letzlich eine Vielfalt von Bewegungen, die auf dem städtischen Terrain aktiv sind. Unterschiede bestehen bezüglich Organisationsmustern, Zielen und Taktiken (ebd., S. 228). Mayer schließt mit der Einschätzung, dass heutige SSBen unter diesen Bedingungen nicht insgesamt als Teil emanzipatorischer Kämpfe gesehen werden können: "Sie sind widersprüchliche und komplexe Agenten in der Ausformung von postfordistischen Städten" (ebd., S. 231; vgl. ihren Beitrag in diesem Band).

SSBen sind außerdem relevante Akteure in der Verschiebung von städtischem Government zu städtischer Governance; sie spielen eine wichtige Rolle in der Restrukturierung des lokalen Staates und Neudimensionierung in der globalen Stadt. Im Prozess der Weltstadtformation machen sich verstärkt Bewegungen bemerkbar, die zum sozialen Diskurs die ökologischen, kulturellen, politischen und urbanistischen Diskurse hinzufügen: Es gibt eine neue Politik des Arbeitsplatzes, eine neue Klassenpolitik (vor allem um Gewerkschaftsrechte, living wage und Vertretung der zunehmend globalisierten und multinationalen Belegschaften; vgl. den Beitrag von Thomas Greven in diesem Band); eine neue Umweltpolitik (oft im Zusammenhang mit Umweltgerechtigkeit und Projekten ökologischer Modernisierung); eine neue Identitätspolitik; eine neue oder wieder erstarkte Mobilisierung um Fragen wie lokale Demokratie; Grenzen und Migrationfragen; Bürgerrechte; Wohnung und Obdachlosigkeit; Kämpfe um die revanchistische Stadt; und neue Formen des städtischen sozialen Protests, wie wir sie etwa von den globalisierungskritischen Bewegungen, dem AIDS-Aktivismus, den Reclaim the Streets-Festivals und den Sozialforen her kennen usw. (Hamel u.a. 2001; Hayduk/Sheppard 2002; INURA 1998, 2003; Fisher/Ponniah 2003; Klein, 2002).

Diese neuen Bewegungen in globalisierten Städten können nicht auf die herkömmliche Logik der sozialen Ungerechtigkeit, der Marginalisierung und des Scheiterns des Sozialstaates reduziert werden. Wenn wir die Frage des Verhältnisses von Globalisierung und kollektivem Handeln in diesem erweiterten Sinn stellen, treffen wir auf die Problematik der wachsenden Komplexität der sich globalisierenden Stadt (Keil 1998a). Die neoliberale Restrukturierung des Städtischen findet in einem Kontext statt, wo soziale und kulturelle Kritik als zwei komplementäre Diskurse fungieren. An diesen Diskursen lagern sich entsprechende Bewegungen und Widersprüche an, die gleichzeitig mit Ausbeutung und Ungleichheit wie mit Aspekten der individuellen und kollektiven Autonomie und Selbstverwirklichung befasst sind (SpaceLab 2000). Ähnliche Formulierungen finden sich auch in den Passagen über die multitude bei Hardt/Negri (2000).

Im Zeitalter der globalisierten Urbanisierung scheint es spezifische Bedingungen zu geben, die mit den lokalen Kontexten interagieren und ein allgemeines Terrain für sozialen Aktivismus und städtische soziale Bewegungen schaffen (Castells 1997, S. 61ff.). Der größte Teil der Literatur über Global Cities dreht sich um die strukturellen Bedingungen des städtischen Wandels. Es gab dabei bereits seit der Formulierung von Friedmann/ Wolff (1982), nach der Weltstädte in "Zitadellen und Gettos" zerfallen, immer die Versuchung, schnelle und vielleicht überzogene Annahmen über die Verhältnisse zwischen den neu festgestellten sozialen Disparitäten und deren politischen Konsequenzen zu machen. Doch Verelendung und soziale Polarisierung alleine haben selten zur Formation oder gar zum Erfolg von sozialen Bewegungen geführt. Dies ist im Falle der SSBen in Global Cities nicht anders. Als die ungeheuren Einkommens- und Klassenunterschiede, Umweltungerechtigkeiten und politischen Machtdifferenziale, die die meisten Global Cities kennzeichnen, ins Bewusstsein der Forschung, der Bewegungen und der städtischen Gemeinden rückten, wurden davon noch lange keine sozialen Bewegungen oder politische Empörung ins Leben gerufen. Diese stellen sich nur ein, so scheint es, durch eine Kombination von "erlebter" kollektiver wirtschaftlicher Krise (die von einer wachsenden Zahl von Menschen sowohl in Zeiten wirtschaftlicher Blüte wie in der Rezession verspürt wird) und einer Fülle von kulturellen und diskursiven Ereignissen, Bewegungstraditionen und -milieus, unermüdlichem Aktivismus seitens erfahrener Individuen in gut organisierten Gruppen und einer allgemein günstigen politischen Kultur. Eine Kombination der Theorie der Neuen Sozialen Bewegungen (NSBen) mit den mehr bewegungszentrierten Thesen des Resource Mobilization-Ansatzes (Carroll 1997) eröffnet .eine Perspektive, die in diese Richtung zeigt. In ihrer Diskussion möglicher Konvergenzen von NSB- und RM-Theorien spricht Mayer (1999, S. 210) von der städtischen Restrukturierung als "politische Gelegenheitsstrukturen" der NSBen. Der Begriff der political opportunity structures stammt aus der Literatur über kollektives Handeln und soziale Bewegungen. Kurz gesagt entstehen derartige Gelegenheitsstrukturen aus einer Kombination von strukturellen Bedingungen, systemischen Spaltungen existierender politischer Lager und der Kapazität individueller und kollektiver Akteure, Ressourcen mobilisieren zu können (Schmidtke 1996).

Dies führt uns schließlich zu der Frage, auf welche Strukturen SSBen mit ihren Forderungen in der globalen Stadt ausgerichtet sind. Traditionell wurden städtische Bewegungen – proaktiv und reaktiv – als auf den Lokalstaat bezogen definiert. Diese Definition hält mit Abstrichen auch für Bewegungen in der Global City. Doch selbst solche Bewegungsorganisationen, die direkt als Spiegelbild der staatlichen Einrichtungen ins Leben gerufen werden, kommen in den Strudel der allseitigen staatlichen und gesellschaftlichen Neudimensionierung, wie das Janet Conway (2000) exemplarisch für das "Metro Network for Social Justice" in Toronto zeigen konnte. Es stellt sich hier also grundsätzlich das Problem, dass im Rahmen der Neuskalierung von globalen Steuerungsprozessen nun lokale Staaten selbst nicht mehr eindeutig theoretisch identifiziert und empirisch erfasst werden können. Eine Möglichkeit hier fruchtbar weiterzudenken könnte darin bestehen, den Gedanken Warren Magnussons zum umformulierten Verhältnis von sozialen Bewegungen und Staaten zu folgen. Anstatt Staat und Bewegungen als starre und unveränderliche – lokalisierte – Gegner anzusehen, werden dadurch Bewegungen (als Teil des Sozialen gedacht, daher ihr Name) und Staaten (als Teil des Politischen angesehen, wie es sich in den Aktivitäten von Verwaltungen und Parteien manifestiert) nun beide bewegliche Ziele der Analyse. Der Begriff des zentrierten Staates ermöglichte eine saubere Trennung des Sozialen vom Politischen und daher eine strategische Entkoppelung des gesellschaftlichen Konfliktes vom politischen System. Diese Entkoppelung behindert ernsthaft die emanzipatorischen Projekte, da es das Ziel des Staates oder des Politischen sein muss, seinen Status gegen gesellschaftliche Forderungen zu schützen. Magnusson schreibt: "Soziale Bewegungen drücken die Ziele, Identitäten, Ansprüche und Abneigungen aus, die nicht vollständig in die Routinen der Alltagspolitik innerhalb des Staates eingebunden sind. Daher stellen die Bewegungen immer irgendeine Bedrohung für die gute Ordnung des Staates dar." Magnusson plädiert folglich dafür, "die Welt als riesige Stadt [zu begreifen], mit Ökonomien, Kulturen und Systemen der Governance, die die Muster der großen Metropolen der Vergangenheit und Gegenwart ins Gedächtnis rufen" (Magnusson 1997, S. 108). Ohne den Staat als übergreifende Ordnung "ist es das Leben der Metropole, das die Aktivität der staatlichen Agenturen umfasst und sie ins Spiel mit verschiedensten anderen Aktivitäten bringt. Um eine solche politische Komplexität zu analysieren, müssen wir uns daran erinnern, dass die Phänomene, die wir beobachten, nicht starr, sondern beweglich sind" (ebd., S. 109). Diese Umformulierung wirft in der Tat neues Licht auf die Vorstellung einer sozialen Bewegung in der Global City. Sie beruht auf einem verallgemeinerten Urbanismus, in dem soziale auch unmittelbar politische Bewegungen sind. Soziale Bewegungen werden hier sogar zu unserer vielleicht wichtigsten Betätigung als Menschen in der nun typischen, urbanen Lebensweise. Die sozialen Bewegungen richten sich dabei nicht auf festliegende Ziele, sondern schaffen ihre eigenen politischen Räume im Verhältnis zueinander und zu anderen Aktivitäten: "In Wahrheit ist die menschliche Welt eine Welt in Bewegung, in der die anscheinenden Fixpunkte lediglich Ablagerungen oder Verdinglichungen früherer Bewegungen sind. Bewegungen bewegen sich im Verhältnis zueinander und nicht zu stabilen Fixpunkten" (ebd., S. 111).

SCHLUSSBEMERKUNGEN

"The multitude is not formed simply by throwing together and mixing nations and peoples indifferently; it is the singular power of a new city." (Hardt/Negri 2000, S. 395)

So umstritten Empire in der gegenwärtigen Debatte ist, lohnt es sich doch, das vorstehende Zitat zu reflektieren. Darin spiegelt sich die Intention, die neuen sozialen und politischen Subjekte einer grundlegend neu dimensionierten Welt zu identifizieren. Die Entstehung einer neuen Geografie des Kapitalismus unter dem Einfluss der Globalisierung hat neue Dimensionen der Akkumulation geschaffen. Wir haben diese Neudimensionierung hier unter besonderer Berücksichtigung des territorialen Staates und der Global City untersucht und dabei festgestellt, dass Staatensysteme unter dem Druck der Globalisierung nicht verschwinden oder zerbröseln, sondern reorganisiert werden. Städte spielen in diesem Prozess eine besondere Rolle als Agenten und Orte der Redimensionierung. Während der Prozess der Weltstadtformation zumeist nur als wirtschaftlicher Vorgang behandelt wird, haben wir hier die politischen und kulturellen Aspekte in die Analyse einbezogen und gezeigt, dass Staaten auf allen Ebenen als Akteure der Globalisierung auftreten. In der politischen Arena der Globalisierung – und vor allem in der politischen Arena der Global City – treten dabei neue strategische Akteure in den Ring. Dazu gehören auch neuere Formen von städtischen sozialen Bewegungen, die vornehmlich mit den spezifischen Problemlagen der globalisierten Stadt befasst sind.

Die städtische Politik im Zeitalter der Globalisierung erfährt und produziert selbst einen Maßstabssprung. Nicht nur werden städtische Akteure nun direkt vor Ort mit "globalen" Themen konfrontiert; es hat sich auch eine globale urbane Bewegungsstruktur herausgebildet, die die neue Hierarchisierung des räumlichen Systems als Schatten begleitet. Bereits seit den Unruhen in Los Angeles 1992, doch mit Gewissheit seit der Explosion der städtischen globalisierungskritischen Bewegung in Seattle 1999 und der Institutionalisierung der globalen städtischen Bewegungskultur mit dem Weltsozialforum in Porto Alegre in den Jahren danach hat sich eine neue politische Ebene Platz geschaffen, die in den alten territorialen Kategorien nicht mehr denkbar ist. In diesem Prozess ändern sich die Reichweite und Themen der Politik und entstehen neue Zusammenhänge zwischen früher getrennten Bereichen unserer sozialen Realität.

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ANMERKUNGEN

1. Das Schlagwort "Schafft ein, zwei, viele Vietnams" und die chinesische Kulturrevolution der 60er Jahre geben Auskunft über diese Tendenz und bezeichnen den Moment, wo auch die Revolution in den Metropolen wieder zum Thema wird.

2. Immer noch den besten Überblick verschafft Knox/Taylor 1995. In jüngster Zeit hat Global-City-Theorie wieder eine verstärkte Hinwendung zu "messbaren" ökonomischen Konzentrationsbewegungen der Weltökonomie erfahren; andere Aspekte der Weltstadtformation sind dabei etwas in den Hintergrund gerückt. Dies lässt sich bspw. an den Arbeiten der Gruppe um Peter Taylor in Loughborough veranschaulichen. Vgl.: http://www.lboro.ac.uk/gawc/.

3. Für eine ausführlichere Diskussion dieses Defizits vgl. Keil 1993, 1998b.

4. In der Literatur, die sich mit sozialen Bewegungen befasst, sind solche Verbindungen allerdings häufiger hergestellt worden, jedoch ohne den Prozess der Weltstadtformation selbst zu problematisieren; vgl. Hamel u.a. (2001) für eine aktuelle und umfassende Sammlung von Aufsätzen zur Rolle sozialer Bewegungen in der globalisierenden Stadt.


Edited and posted on the web on 14th April 2003


Note: This Research Bulletin has been published in A Scharenberg and O Schmidtke (eds) (2003) Das Ende der Politik? Globalisierung und der Strukturwandel des Politischen Münster: Westfälisches Dampfboot, pp. 254-276.